Familienkonstellationen

Familienkonstellation

Familienkonstellationen 

Familienarten gibt es heute viele, z.B. Patchworkfamilien, Adoptivfamilien, alleinerziehende und Regenbogenfamilien. In Dänemark werden Familien in 37 verschiedene Familienmodelle unterteilt. Von einer „normalen“ Familie kann daher heutzutage nicht mehr gesprochen werden.

Aber was bedeutet überhaupt Familie und kann heute noch von einer „richtigen Familie“ gesprochen werden?

Familie – Definition und Bedeutung

Der Begriff Familie kommt aus dem Lateinischen, wo das lateinische Wort familia „Hausgenossenschaft“ bedeutet.

Im Duden wird das Wort „Familie“ heute wie folgt definiert:

„aus einem Elternpaar oder einem Elternteil und mindestens einem Kind bestehende [Lebens]gemeinschaft“

2022 lebten in Deutschland laut dem statistischen Bundesamt (Destatis) ca. 11,9 Millionen Familien in Deutschland.

Die meisten stellen sich in unserer westlichen Kultur und Gesellschaft unter dem Begriff Familie wahrscheinlich immer noch die klassische Variante vor:

Vater, Mutter und Kind(er).

In Deutschland stellt diese Familienkonstellation auch weiterhin die Mehrheit dar. Familien mit zwei Elternteilen (Ehepaare und Lebensgemeinschaften) machten im Jahr 2022 ca. 80 % aller Familien aus. Knapp 20 % aller Familien bestanden aus Alleinerziehenden, wobei 83 % der Alleinerziehenden, Mütter waren.

Vater, Mutter, Kind – die richtige Familie? 

Die sogenannte Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und einem oder mehreren leiblichen Kindern, wird weiterhin als die traditionelle Familienform präsentiert.

Diese Familienkonstellation bringt aber häufig auch veraltete Stereotype mit sich, welche mit der klassischen Familienstruktur der 50’er und 60’er Jahre zusammenhängt. Hier wurde der Vater als Versorger der Familie angesehen, während die Mutter zur Aufgabe hatte sich um Kinder und Haushalt zu kümmern.

Heute ist dies aber nicht mehr der Fall. Die letzten 25 Jahre sind auch in Deutschland immer mehr Mütter erwerbstätig geworden.

Während 1997 nur 58 % aller Mütter mit minderjährigen Kindern erwerbstätig waren, waren es 2022 7 von 10 (69 %) Müttern.

Anpassung des Familienbegriffs

Die Kernfamilie ist also in Wandlung und dadurch ist auch der Begriff Familie unter stetiger Veränderung. 2005 wurde der Familienbegriff auch vom Statistischen Bundesamt angepasst, wodurch nun alle sogenannten „Eltern-Kind-Gemeinschaften“ als Familie betrachtet werden konnten.

Eine dieser Gemeinschaften ist somit auch die Familie der alleinerziehenden Eltern. Diese umfassen u.a. die steigende Anzahl an Solomüttern, die sich durch eine Samenspende den Wunsch der eigenen Familie erfüllt haben.  

Solomütter nehmen die Familiengründung in die eigene Hand

Singlefrauen mit Kinderwunsch müssen ihren Traum der Familie nicht aufgeben, nur weil der richtige Partner noch nicht gefunden wurde. Stattdessen nehmen immer mehr Singlefrauen die Sache in die eigene Hand und erfüllen sich den Kinderwunsch mit Hilfe einer Samenspende. Einer dieser Frauen ist Cathleen aus Sachsen-Anhalt. Ihre Geschichte erzählt sie in diesem Blogbeitrag.

Frauen wie Cathleen, die durch eine Samenspende Mutter werden, gehören zu einer immer größer werdenden Familienkonstellation. Die Kinder von Solomüttern wachsen mit einem Elternteil auf, sind aber zu keinem Zeitpunkt von einem zweiten Elternteil verlassen worden. Ganz im Gegenteil sind diese Kinder gewünscht und gewollt.

Große Familie trotz nur 1 Elternteil 

Obwohl es in der Familie der Solomütter nur einen registrierten Elternteil gibt, heißt das aber nicht automatisch, dass die Familie nur aus Mutter und Kind(er) besteht.

Denn Familie kann so viel mehr sein. Oftmals sind die Großeltern stärker involviert als bei Zwei-Eltern-Familien und auch Onkel, Tanten und Freunde der Mutter sind ein wichtiger Teil der Familien von Solomüttern und ihren Kindern.

Lydia ist eine weitere Solomutter, welche wir in der Diers Klinik auf dem Weg zur Mutterschaft begleiten durften. Auch sie erzählt ihre Geschichte in unserem Blog und bestätigt, dass Eltern und Freunde ein wichtiger Teil vor, während und nach der IUI-Behandlung waren und sind.

Regenbogenfamilien – die (un)bedeutende Genetik 

Seit Beginn der Klinik im Jahr 2006 unterstützen wir Familien dabei ihre Wunschkinder zu bekommen. Von Anfang an, ging es uns darum vor allem benachteiligten Frauen und Paaren die Möglichkeit zu bieten sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Unsere Gründerin, Liza, war selbst eine der ersten Regenbogenfamilien, die durch die Klinik entstanden ist.

Regenbogenfamilien gibt es in vielen verschiedenen Konstellationen und sind, wie es der Name anspricht, bunt wie der Regenbogen. Für die Inseminationsbehandlung in unserer Klinik sehen wir vor allem lesbische und transgender Paare, die mit Hilfe einer Samenspende ihre Familie gründen oder erweitern wollen.

Unfaire Behandlung von homosexuellen Paaren in Deutschland

Für diese Familien gilt immer dasselbe: Eine/r der Elternteile wird genetisch nicht mit dem Kind verwandt sein. Leider bedeutet dies in Deutschland auch, dass beide Elternteile bei der Geburt – trotz Ehe – nicht gleich anerkannt werden. Die Mitmutter oder der Vater muss eine Adoption durchführen, um als Elternteil registriert zu werden.

Christin und Peggy sind eine der Regenbogenfamilien, die diesen Weg bereits gegangen sind, und erzählen in unserem Blog, was eine Stiefkindadoption bedeutet und wie sie stattfindet.

Es ist sehr schade, dass dieser Prozess in Deutschland immer noch besteht. Dadurch entsteht der Eindruck, dass eine Regenbogenfamilie doch keine „richtige Familie“ ist, weil kein leiblicher Vater involviert ist.

Zum Elternsein gehört aber so viel mehr dazu als seinen Samen abzugeben. Und auch den Kindern bedeutet die biologische Herkunft erfahrungsgemäß sehr wenig.

Lizas jüngster Sohn wusste beispielsweise bis zu seinem 6. Lebensjahr nicht, welche seiner beiden Mütter ihn zur Welt gebracht hat. Es zu erfahren hat nichts geändert, denn schließlich hat er zwei Mütter, die ihn über alles lieben. Und genau das ist das Wichtigste für (Spender)Kinder: Liebe und Geborgenheit.

Vatersein ohne Genetik

Auch Steffi und Jonas sind eine unserer Regenbogenfamilien. Sie haben in unserem Blog ebenfalls ihre Geschichte erzählt. Da Jonas Transmann ist, waren sie auf eine Samenspende angewiesen. Diese Tatsache ändert aber nichts daran, dass ihre Tochter Juna eine Mutter und einen Vater hat.

Das gleiche gilt für Alma. Alma ist die Tochter von Janni und Tommy. Als das Paar erfahren hat, dass Tommy unfruchtbar ist, mussten sie ihre Familie ebenfalls mit Hilfe eines Samenspenders gründen.

Jonas‘ und Tommys Rollen als Väter sind keine anderen als die von leiblichen Vätern, welche sich um ihre Kinder kümmern und für sie da sind.

Väter sind Väter, Mütter sind Mütter, Eltern sind Eltern und Samenspender sind Samenspender.

Samenspender sind keine Väter 

Samenspender sind Samenspender.

Dieser Satz liegt uns besonders am Herzen. Dank Samenspendern entstehen immer mehr Familien. Im vergangenen Jahr 2023 haben wir in der Diers Klinik mit Hilfe von Samenspendern allein fast 200 Familien mitgegründet.

Wir wissen daher natürlich auch, dass die Samenspender einen wichtigen Platz im Herzen vieler Familien haben – ungeachtet der Familienkonstellation.

Liza ist ihrem Samenspender gegenüber ebenfalls unendlich dankbar, dass er ihr und ihrer Frau das größte Geschenk dieser Welt gegeben hat. Ihre drei Kinder könnten ohne ihrem Samenspender nicht ihre drei Kinder sein.

Familienkonstellation ohne Vater

Gleichzeitig ist es Liza aber auch wichtig hervorzuheben, dass der Spender keine andere Rolle in der Familie hat als die des Spenders. Ihre Familienkonstellation besteht aus 2 Müttern und 3 Kindern. Einen Vater gibt es nicht.

Auch Solomütter sollten dem Kind gegenüber stets verdeutlichen, dass ihre Familienkonstellation aus Mutter und Kind besteht. Einen Vater gibt es nicht. Aber es gibt einen Samenspender, ohne welchen es ihre Familie nicht geben würde.

Viele Solomütter, welche wir in unserer Klinik über die letzten fast 20 Jahre begleitet haben, heben die gleichen Fokuspunkte hervor, wenn sie mit ihrem Kind über Familie sprechen:

  • Fokus auf das, was wir haben – nicht das, was (andere meinen) fehlt
  • Du (Kind) bist ein Wunschkind – du bist GEWOLLT
  • Familie kann vieles sein: Familie ist bunt und vielfältig und unsere Familie ist perfekt, wie sie ist

Die Diers-Familie

„Unsere Familie ist perfekt.“

Dem können wir nur hinzustimmen! Unsere Diers-Familie ist perfekt, wie sie ist und wir sind unglaublich stolz auf jedes einzelne Mitglied. Damit soll nicht gesagt sein, dass unsere Familie nicht wachsen kann.

Wir tun jeden Tag unser Bestes, um unsere Diers-Familie zu erweitern und sind zutiefst dankbar für jede einzelne Frau und jedes einzelne Paar, welches uns auf diesen besonderen Weg teilhaben lässt.

Das wir dazu beitragen dürfen eure Familien zu gründen und die Verbreitung von vielfältigen Familienkonstellationen zu unterstützen, erfüllt uns mit Stolz und großer Freude.

Danke!

Blogbeitrag verfasst von Line, Kinderwunschkoordinatorin in der Diers Klinik