Gesches Geschichte – Solomama aus Frankfurt

Single-mor

Gesches Kinderwunsch:
Der lange Weg zum Wunschkind

Gesche ist heute 46 Jahre alt, kommt aus Frankfurt und ist stolze Mutter ihrer kleinen Tochter.

Gesche war im Sommer 2018 das erste Mal bei uns in der Diers Klinik, um den ersten Versuch zu starten Mutter zu werden.

4,5 Jahre haben wir sie auf ihrer Kinderwunschreise begleitet und sie ist uns allen hier in der Klinik sehr ans Herz gewachsen. In diesem Blogbeitrag erzählt sie ihre Geschichte, wie sie Solomutter wurde.  

Gesche Solomama

Kinderwunsch, seitdem ich denken kann

Für Gesche war schon immer klar, dass sie Mutter werden wollte.

Mit Anfang 30 war sie in einer Partnerschaft, in der das Thema Kinderwunsch schwierig war und es zur Trennung kam.

Mit Mitte 30 war Gesche in einer neuen Partnerschaft, wo sie ungeplant schwanger wurde. Leider endete die Schwangerschaft in der 11. Schwangerschaftswoche mit einer Fehlgeburt. Dies war ein Schock für Gesche, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Recht schnell wurde sie wieder schwanger, aber auch diese Schwangerschaften endeten mit einer Fehlgeburt. Letztendlich zerbrach leider auch die Beziehung.

Für Gesche lag der Fokus darauf sich weiter auf die Karriere zu konzentrieren, aber der Kinderwunsch blieb.

„Mit jedem Jahr wuchs der Wunsch nach einem Kind und es erschien mir ganz und gar nicht richtig, kein Kind zu bekommen“.

Partnerschaft oder Kinderwunsch

Bevor Gesche Kontakt zu unserer Kinderwunschklinik aufgenommen hat, gab es einen längeren Entscheidungsprozess.

„Ich hatte immer die Hoffnung den richtigen Partner für eine Familie zu finden. Gleichzeitig wollte ich auch keine Familie mit „irgendjemand“ aufbauen, nur weil die Zeit drängt.“

Wie Gesche selbst erzählt, musste sie erkennen, dass ihr Kinderwunsch mehr und mehr einen Einfluss auf eine neue Partnerschaft hatte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit wegrennt. Gleichzeitig war ihr wichtig, dass sie sich zunächst unvoreingenommen auf eine neue Partnerschaft konzentrieren konnte, bevor dem Kinderwunsch nachgegangen werden sollte. Sie merkte, dass ein Kennenlernen immer unter der konkreten Frage stand, ob sie sich mit diesem Mann eine Familie vorstellen könnte, und dieser Druck war für den Aufbau einer Partnerschaft schwierig.

„Ohne Kinder älter zu werden war für mich ein viel schlimmerer Gedanke als ohne Partner. Und ich bin bis heute davon überzeugt, dass uns der Richtige schon finden wird – wenn es dafür Zeit ist.“

Fehlende grundlegende Unterstützung

Die medizinische Betreuung bzgl. dem Kinderwunsch als Single war für Gesche leider schwierig zu finden. Selbst eine Anlaufstelle, um mögliche Optionen in ihrer Situation zu besprechen, gab es nicht.

Kinderwunschkliniken in Deutschland haben ihr mitgeteilt, dass sie alleinstehenden Frauen nicht helfen durften.

Auch die Krankenkasse hat jede Unterstützung abgelehnt. Der Grund: Gesches Alter über 40 und weil sie keine eingetragene Lebensgemeinschaft hatte.

Nach den Fehlgeburten war Gesche zu einer neuen Frauenärztin gewechselt, bei der sie sich sehr wohl und gut unterstützt gefühlt hat. Trotzdem hat Gesche sich nicht getraut offen mit ihrer Frauenärztin über diesen Weg zu sprechen. Sie hatte Angst, dass auch diese Frauenärztin ihr dann nicht helfen durfte oder könnte.

„Es war teilweise sehr herausfordernd an wichtige Informationen zu gelangen, da ich immer das Gefühl hatte, ich kann nicht offen sprechen.“

Unterstützung auf der Kinderwunschreise

Zunächst war das Thema Kinderwunsch allein ein Thema, was Gesche für sich selbst recherchiert hat. Zu schlecht waren die Erfahrungen mit Kommentaren aus dem Freundeskreis, die sie bereits gemacht hatte. Mitten in dieser Zeit hat sie einen Mann kennengelernt. Er hatte selbst bereits Kinder und lebte getrennt. Für ihn stand auch fest, dass er keine weiteren Kinder haben wollte.

„Uns hat vieles verbunden und er half mir, mir wichtige Fragen zu stellen. Erstmal bei mir zu bleiben und herauszufinden, was ich möchte – ohne unsere Partnerschaft in diese Gedanken einzubeziehen.“

Für Gesche war es ein großes Geschenk jemanden an ihrer Seite zu haben, der ihr half sich grundlegend damit auseinander zu setzen, ob sie eine Familie allein stemmen könnte. Da er aus einem Nachbarland kommt, in dem Solomamas nicht ungewöhnlich sind und er gleichzeitig selbst im Familienkreis eine Frau hatte, die den gleichen Weg gegangen war, war dieser Weg daher nicht negativ oder kritisch behaftet, sondern er konnte Gesche gut auf dem Entscheidungsweg zur Solomutterschaft unterstützen.

„Bis heute bin ich meinem Begleiter und damaligen Partner dankbar, dass er mich hat meinen Traum leben und meinen Weg verfolgen lassen.“

Überlegungen zur Samenspende

Als für Gesche feststand, dass der Kinderwunsch das wichtigste Ziel ist, hatte Gesche bereits angefangen sich über ihre Möglichkeiten zu informieren, wie sie ohne Partner ein Kind bekommen könnte.

„Es war klar, dass ich meine Familie auf soliden Fundamenten aufbauen möchte, und ich habe mich daher für eine „geregelte Samenspende“ entschieden.“

Zu dem Zeitpunkt war es nahezu unmöglich in Deutschland als Singlefrau mit über 40 Jahren einen legalen Samenspender zu bekommen. Mit ihrem Begleiter konnte Gesche die Möglichkeiten besprechen und beiden wurde klar, wie unterschiedlich die Länder mit diesem Thema umgehen.

„Mir waren zwei Dinge wichtig, zum einen, dass der Spender gesundheitlich geprüft ist, um das Risiko von einer Gefährdung für mein Kind und mich gering zu halten. Und zum zweiten war für mich wichtig, gesetzlich alles geregelt ist und der Spender keine Ansprüche hat.“

Das lag vor allem daran, dass sie vermeiden wollte, dass eines Tages doch ein Durcheinander entstehen würde, weil der Erzeuger plötzlich mehr Kontakt zum Kind wünschen würde. Daher war schnell klar, dass nur eine Samenspende aus einer Samenbank in Frage kämen würde.

Mit diesen Gedanken und durch ihre Recherche zu den Optionen der Samenspende, ist sie auf unsere Kinderwunschklinik, Diers Klinik, hier in Aarhus aufmerksam geworden.

„Ich habe allen Mut zusammengenommen und habe mich auf meine spannende Reise eingelassen.“

Die Inseminationsbehandlung in Dänemark

Im Juli 2018 war es dann so weit – Gesche war für ihre erste Insemination in Aarhus. Sie hatte sich im Internet vorab Bewertungen angesehen und war auf das Treffen mit der Klinik und die Inseminationsbehandlung vorbereitet.

An den ersten Besuch in der Klinik erinnert sich Gesche noch sehr genau:

„Ich lief über den Marktplatz, sah die Kirche auf dem Platz und die Menschen um mich herum und habe mir überlegt, ob jemand von den Menschen um mich herum weiß, wo ich hingehe. Ich war sehr aufgeregt, gleichzeitig ganz klar, dass ich das will und dennoch hatte ich Angst. Ein seltsames und positives Gefühl.“

„Die Klinik ist einfach herzlich und warm, das war für mir wichtig. Vom ersten Moment an habe ich mich gut aufgehoben gefühlt. Ein krasser Gegensatz zu meinen Erlebnissen in Deutschland.“

Über den Behandlungsablauf in der Klinik sagt Gesche Folgendes:

„Die Mitarbeiter haben mir jede Angst genommen, mich gleichzeitig gut in meinen Erwartungen und Gedanken begleitet in der ganzen Zeit. Es ist höchst emotional und gleichzeitig sehr sachlich. Natürlich wird bezahlt und die Behandlung ist wie in einer Klinik. Trotzdem gab es viele kleinen Dinge, die ich bis heute in meinen Gedanken habe, die mir viel Kraft gegeben haben und alles ‚herzlich‘ gemacht hat.

Und da ich nach der Geburt meiner Tochter noch versucht habe ein Geschwisterchen zu bekommen, haben mich die Mitarbeiter der Diers Klinik letztendlich über einige Jahre und durch unterschiedliche Abschnitte wundervoll begleitet.

Für mich war die Diers Klinik genau das Richtige.“

Sorgen aufgrund des Alters

Gesche war sich bewusst, dass ihre Chancen schwanger zu werden mit dem Alter sinken würden und dass es gleichzeitig auch ein erhöhtes Risiko geben würde, dass etwas schiefgehen konnte.

„Ich hatte immer das Gefühl, dass es „mein Kind“ gibt und wir uns nur finden müssen.“

Das Googeln von Statistiken hat sie nach wenigen Versuchen aufgegeben, weil sie das nur verunsichert und frustriert hat. Gesche hatte nach den Fehlgeburten und ärztlichen Tests Eizellen einfrieren lassen, um eine Absicherung zu haben.

„Mit dem Einfrieren der Eizellen war ich mit Mitte/Ende 30 schon sehr spät dran gewesen. Das hat mir die Dringlichkeit meines Kinderwunsches vor Augen geführt. Ich kann nur jedem raten, sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinander zu setzen, wenn dies eine Option ist.“

Obwohl Gesche ein gutes Gefühl hatte mit der Samenspende in Dänemark, wurde es mit jedem Zyklus schwieriger, in dem es nicht geklappt hatte:

„Das emotionale Gefühl lässt sich nicht ausschalten. Man weiß, dass wenn es wieder nicht klappt, man wieder älter ist beim nächsten Versuch. Dieser Druck schwingt anfangs unterschwellig mit und wird von Mal zu Mal größer.“

Das Warten auf den positiven Schwangerschaftstest

Nach den ersten Versuchen musste Gesche feststellen, wie viel Kraft das Verfahren kostet.

„Ich habe zu dem Zeitpunkt sehr viel gearbeitet und parallel war ich immer entweder in der Phase vor Eisprung oder vor Schwangerschaftstest. Das ständige Warten auf den nächsten Versuch, oder Test, das Hoffen, dass es geklappt hat. Nach einem negativen Ergebnis wieder Mut fassen, neu planen und seine Wünsche zulassen, das hat sehr viel Kraft gekostet.“

Deswegen hat Gesche nach einigen Versuchen einmal ausgesetzt, um neue Kraft zu sammeln. Sie wollte dann noch einen Versuch machen und danach eine längere Pause einlegen.

„Irgendetwas trieb mich zu diesem letzten Versuch vor einer neuerlichen Pause. Als es so weit war, bin ich sprichwörtlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion bei Wind und Wetter aufgebrochen und kam übermüdet mitten in der Nacht in Dänemark an. Der Besuch am nächsten Morgen in der Diers Klinik hat meine Träume erfüllt.“

Knapp neun Monate später wurde Gesche Mama einer bezaubernden Tochter.

Geschwisterkinder vom selben Spender

Gesche hätte gerne noch ein Geschwisterchen für ihre Tochter gehabt. Für sie kam es nur in Frage ein Geschwisterchen mit demselben Spender zu bekommen und deswegen hat sie schon während ihrer Schwangerschaft ein Depot mit Einheiten des Spenders eingerichtet.

Im Sommer 2020 ist Gesche daher wieder – diesmal zusammen mit ihrer Tochter – zu uns in die Diers Klinik gereist, um es wieder zu probieren.

„Leider brauchte es mehrere Versuche und die Reisen mit Kleinkind waren nicht zu unterschätzen. Wir haben das Beste daraus gemacht, aber irgendwann musste ich für uns akzeptieren, dass wir eine Familie zu zweit bleiben.“

Der Abschied von der Idee ein Geschwisterkind zu bekommen war alles andere als leicht, aber Gesche wollte es nicht bis zum bitteren Ende weiter versuchen. Es war ihr wichtig vor dem gesetzlichen Zeitpunkt, ab dem keine Behandlung mehr möglich ist, selbst den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, wann sie keine weiteren Versuche angehen wollte.

Der letzte Versuch war für Gesche und auch für uns in der Klinik emotional. Darüber sagt Gesche:

„Meine Tochter und ich hatten eine wundervolle Reise und sind mit viel Zeit und Ruhe zu dem letzten Versuch nach Dänemark gefahren und einige Tage dortgeblieben. Es war ein wunderschöner Abschied von einer langen emotionalen Zeit, die uns auf ewig mit Aarhus verbindet. Sie hat mir ein gesundes und glückliches Kind geschenkt, wir sind komplett als Familie und es war für uns genau der richtige Weg so positiv aufzuhören.“

Wenn man heute mit Gesche spricht, betont sie, wie wichtig dieser Abschied war und wie glücklich sie heute ist mit der Situation.

Sorgen als Solomama

Bevor Gesche den Weg zum Solomamasein einschlug, hat sie sich Gedanken gemacht und auch Sorgen gehabt. Es waren vor allem folgende Gedanken:

“Schaffe ich das alles alleine, wie wird die Geburt, wie werden die ersten Wochen, schaffe ich den Alltag, kann ich wieder arbeiten, schaffen wir das finanziell?”

Bis heute bleibt aber eine große Angst: Was passiert, wenn ihr etwas passieren sollte?

Noch während der Schwangerschaft hat Gesche die Absicherung von ihrer Tochter geklärt und festgelegt. Kleinere Sorgen hat sie laufend in der jeweiligen Situation geklärt und heute regeln sich die meisten Sachen von allein.

„Unser Alltag ähnelt die von anderen Familien. Nur machen wir eben viele alltäglichen Dinge gemeinsam, weil kein zweiter Erwachsener da ist, der dann mal kurz übernimmt. Einkaufen, Wäsche waschen, etc.“

Wenn Gesche an die Zeit zurückdenkt, die hinter ihr liegt, fragt sie sich trotzdem manchmal, wie sie das alles geschafft hat.

„Wenn ich an die ersten Monate zurückdenke, erinnere ich mich an Glücklichsein den ganzen Tag. Wenn im Freundeskreis ein neues Baby geboren wird, frage ich mich aber manchmal schon, wie ich das alles stemmen konnte, 24 Stunden am Tag allein zuständig mit wenig Schlaf. Aber wir waren von Anfang an ein gutes Team, meine Tochter und ich. Und haben uns die Welt um uns herum so gestaltet, dass es für uns gepasst hat. Und das ist bis heute so.”

Unterstützung aus dem Umfeld

Die Geburt ihrer Tochter hat viele Veränderungen mit sich gebracht, erzählt Gesche. Auch wenn die Großeltern in dieser Zeit auf Grund ihres Alters nur begrenzt unterstützen konnten, sind sie ein wichtiger Teil in ihrem Leben.

“Wir haben uns toll zusammen eingelebt und leben bis heute nach dem Motto von Pippi Langstrumpf: ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.”

Auch als kurz nach der Geburt der Tochter COVID ausbrach und sich das Leben für alle Menschen änderte, haben wir unseren Weg gefunden. Gesches Nachbarschaft hat in der Zeit sehr gut zusammengehalten und sich gegenseitig unterstützt.

Gesches beste Freundin ist immer mit Rat und Tat da und daher eine große Unterstützung. Alte und neue Freundschaften haben sich in der neuen Lebensphase gefunden.

„Den Alltag regeln wir zwei wunderbar gemeinsam. Planung ist bei uns aber sehr wichtig. Im Vergleich zu anderen Familien habe ich keine Unterstützung von einem Partner, wenn ich beispielsweise abends zum Sport möchte oder nochmal schnell etwas eingekauft werden muss. Oder Großeltern die regelmäßig einmal die Woche kommen. Das heißt, dass ich mir selbst Zeit für mich schaffen muss, wenn ich sie brauche. Und dazu gehört auch zu lernen andere um Unterstützung zu bitten.“

Für Gesche war es positiv, dass es nur sie und ihre Tochter gab. Während sich andere Paare nach der Geburt eines Kindes erstmal wieder zusammenfinden müssen, konnte Gesche sich zu 100 % auf sich und ihre Tochter konzentrieren.

„Alle Familienkonstellationen haben Vor- und Nachteile. Da gibt es kein besser oder schlechter. Wichtig ist, was man daraus macht.“

Die erste Zeit als Solomama

Gesche möchte das Solomamasein nicht fälschlich verschönern und sie sagt, dass sie völlig versteht, dass Frauen sich vorab Gedanken und Sorgen darüber machen, ob man es allein wohl schaffen kann.

Denn natürlich gibt es immer wieder herausfordernde Zeiten. Manchmal fragt Gesche sich auch selbst, wie alles geklappt hat – aber genau das hat es.

“Meine Tochter hat mir vom ersten Tag an ein neues Glücklichsein geschenkt, ein ehrliches und unbezahlbares Glück. Das erlebe ich bis heute jeden Tag.”

Wenn man ein Kind bekommt, verändert sich alles schlagartig. Das gilt nicht nur für Solomamas, sondern für alle Familien:

“Wenig Schlaf, plötzlich 24 Stunden für ein Baby verantwortlich und wenn das Baby dann mal krank wird, wird es herausfordernd, denn als Solomama liegt die Verantwortung zu 100% bei der Solomama.”

Aber während andere vielleicht überlegen, ob sie ihr Kind mit in den Wäschekeller nehmen sollten, oder ob das Kind im Kinderwagen schlafend mit zum Einkaufen genommen wird, hat Gesche das einfach gemacht. Wenn abends nicht aufgeräumt wird, kommt keiner der sich beschwert. Es gibt keine Enttäuschung, weil der Partner nicht das tut, was man sich gewünscht hätte.

“Was bei Solomamas glaube ich besonders ist, ist dass der Familienwunsch zu zweit sehr durchdacht war. Einer Solomama ist klar, dass es kaum eigene Zeit gibt und man genießt die Zeit zu zweit umso mehr. Und es gibt wenig Enttäuschung, dass der Partner nicht mehr macht, weil man von Anfang an weiß, dass man alles allein macht. Und das ist ok so.”

Wir haben Gesche auch gefragt, ob sie einen zweiten Elternteil vermisst hat. Dazu war ihre klare Antwort: Nein, nicht wirklich.

Gesches Tochter nennt sie oftmals “Mamapapa”, weil Gesche beides abdeckt. Trotzdem gibt es manchmal Situationen oder Themen, bei denen sie ihre Entscheidung gerne besprechen würde oder Feedback haben möchte. Dies bespricht sie dann eben mit Freunden.

Negative Erlebnisse als Solomama

Negative Kommentare wird es laut Gesche wahrscheinlich immer geben. Was sie am härtesten trifft, ist die Aussage, dass Kinder, die nicht in einer gesunden Partnerschaft geboren werden, lieber nicht hätten auf die Welt kommen sollen.

Diese Aussage ist völliger Quatsch und wie Gesche sagt, überhaupt nicht zeitgemäß. Inzwischen prallen diese Kommentare zum Glück auch von ihr ab, denn sie weiß es inzwischen besser.

“Familien, in denen ein Partner viel arbeitet, sind nicht viel anders als wir.

Gerade in Deutschland fehlt mir die Erkenntnis, dass es unterschiedliche Familienkonstellationen gibt, und ich bedaure es zutiefst, dass sich die Gesetzgebung nur widerwillig anpasst. Gerade in Zeiten, in denen viel darüber gesprochen wird, dass die Geburtenrate sinkt, sollten wir den jungen Frauen, Männern und Familien zuhören und anderen Konstellationen Raum geben, anstatt sie immer schlechter gestellt zu lassen.

Solomamas ist ein Thema, das rasant an Bedeutung gewinnt und das Vorurteil, dass Alleinerziehende Frauen sich zwangsläufig am Existenzminimum befinden, ist schlichtweg überholt.

Heutzutage haben Frauen die Möglichkeit in gut bezahlten Jobs zu arbeiten und mit einer guten Planung ist es möglich Kind und Job zu verbinden – sofern es die Gesetzgebung und die Arbeitgeber zulassen und keine Steine in den Weg werfen.”

Unvermeidlich sei die Frage nach dem Vater, sagt Gesche. Während sie sich anfangs schwertat, was und wie viel sie darauf antworten soll, kommt die Antwort inzwischen ganz leicht und selbstbewusst über ihre Lippen: “Wir sind eine Familie zu zweit.”

Über den Spender sprechen

Gesches Tochter ist mittlerweile 4 Jahre alt und ein cleveres Mädchen. Das Thema „Spender“ versteht sie aber natürlich noch nicht so richtig. Trotzdem ist es Gesche wichtig, dass aus dem Thema kein Geheimnis wird, sondern ihre Tochter ganz natürlich damit aufwächst.

Deswegen hat Gesche auch das „Karla Buch“ zum Vorlesen und spricht regelmäßig mit ihrer Tochter über Familienformen.

„Ich erkläre ihr, dass ein Mann und eine Frau jeder ein halbes Geschenk beisteuern müssen, damit ein Baby entsteht, das in Mamas Bauch wächst. Und dann kommt es darauf an, was für eine Familie man hat.“

Gesche ist es nämlich sehr wichtig, dass ihre Tochter nicht nur versteht, wie ein Kind grundlegend entsteht, sondern auch, dass es viele unterschiedliche Familienkonstellationen gibt.

„Wenn eine Frau allein Mama sein möchte, benötigt sie einen freundlichen Spender, der den zweiten Teil vom Geschenk beisteuert, ohne am Ende Teil der Familie zu sein.“

Andere einweihen

Eine Sache ist natürlich, wie Gesche mit ihrer Tochter über den Spender spricht. Eine andere Sache ist es, wie man mit anderen von außen darüber spricht, dass man mit Hilfe eines Spenders ein Kind bekommen hat. Gesche sagt, dass dies für sie ein Lernprozess war.

„Habe ich in den ersten zwei Jahren versucht das lieber zu verheimlichen, gehe ich heute offen damit um. Mir war es wichtig, dass meine Tochter erstmal selbst „weiß“, wie sie zu mir kam, bevor es alle anderen wissen. Und wir sind mit unserem Leben so glücklich, dass wir offen und stolz mit unserer Familienkonstellation umgehen.“

Anfangs war Gesche da noch unsicherer. Welche Fragen würden kommen und welche Fragen wollte sie überhaupt beantworten.

„Ich musste lernen, dass viele Menschen so neugierig und fasziniert sind, dass sie wirklich sehr detaillierte Fragen stellen.

Einige Menschen fragen höflich, ob sie detaillierte Fragen stellen dürften, da fällt es leicht eine Grenze zu ziehen. Andere verhalten sich sehr distanzlos, da hilft dann nur ein flotter Spruch wie ‚Ich finde es auch immer spannend, ob andere Kinder im Schlafzimmer oder auf der Küchentheke gezeugt wurden.‘ Und dann verstehen sie schnell, dass ihre Fragen unangebracht sind.“

Gesche betont, dass sie nur zur Offenheit auffordern kann, aber man sollte auch schnell dafür sorgen, eine Grenze zu setzen.

Generell hat Gesche fast nur positive Reaktionen bekommen. Viele haben sich vorab keine Gedanken dazu gemacht, dass eine Familie zu zweit auch möglich ist und die meisten sind daher einfach nur neugierig. Und fast jeder der uns erlebt, kommt schnell zu dem Schluss, dass wir eine tolle harmonische Familie sind.

Fragen zum „Papa“?

Gesche nimmt die Fragen ihrer Tochter immer sehr ernst und versucht sie kindgerecht mit ihr zu besprechen. Ein Papa hat den beiden noch nie gefehlt, aber bei anderen Kindern kann der „fehlende Papa“ für Verwunderung sorgen.

„Die Schwierigkeit liegt darin, dass Kindern von außen vermittelt wird, dass nur eine Familie mit Mutter, Vater, Kind „normal“ ist.“

Deswegen ist es Gesche besonders wichtig, dass ihre Tochter über unterschiedliche Familienformen Bescheid weiß. Und ihre Familienform ist einfach Mutter und Kind.

„Als anfangs Fragen aufkamen zu einem Papa, haben wir uns gemeinsam Beispiele überlegt, wie das wäre mit einem Papa. Wann er nach Hause kommt, wo er sitzt, schläft und was er sagt. Dabei haben wir festgestellt, was wir gut fänden und was wir weniger gut fänden und kamen zu dem Ergebnis, dass wir sehr glücklich sind, wie es ist.“

Mir ist es wichtig, dass meine Tochter nicht das Gefühl hat, das etwas fehlt, sondern sich wohl fühlt mit dem, was wir haben.

Beratung für Singlefrauen auf der Kinderwunschreise

Der Weg zur Kinderwunschklinik war für Gesche lang und war ein Entscheidungsprozess. Was ihr Mut und Kraft gegeben hat, war der Austausch mit ihrem Freund und Begleiter, den sie kennen lernte, als sie noch ganz am Anfang war mit ihren Gedanken. Mit ihm konnte sie ganz offen sprechen.

Eine wichtige Begleitung und Unterstützung, die viele Singlefrauen auf ihrer Kinderwunschreise leider nicht haben.

Deshalb kam Gesche auf die Idee sich selbstständig zu machen und anderen Singlefrauen auf dem Weg zum Wunschkind zu helfen.

Es gab mehrere Begegnungen, die sehr prägend für Gesche waren und sie bestärkt haben in ihrer Selbständigkeit. Die zwei wichtigsten für sie waren:

„Eine sehr gut Bekannte, die mir erzählte, dass sie vor einigen Jahren die Diers Klinik in Betracht gezogen hatte, sich ohne Unterstützung aber nicht getraut hatte. Inzwischen war sie zu alt und tieftraurig darüber, dass sie es nicht versucht hat.

Ein Bekannter, der zeugungsunfähig war, aber seiner Partnerin den Wunsch nach einer Familie nicht verwehren wollte. Wir haben intensiv über seine Sicht gesprochen und heute ist er glücklicher Papa.“

Dies war mitausschlaggebend, dass Gesche sich dazu entschieden hat in die Selbstständigkeit zu gehen und die Rolle des Begleiters für andere anzubieten:

„Ich biete Frauen und Männern damit eine Möglichkeit an, sich zu dem oftmals hochsensiblen Thema Familienplanung mit jemandem auszutauschen, der nicht direkt involviert ist. Meine Rolle ist zu begleiten, den eigenen richtigen Weg zu finden. Ein Begleiter, der da ist, wenn er gebraucht wird und – so hart es klingt – verschwindet, wenn er nicht mehr gebraucht wird und das gewünscht ist.“

Gesches Unternehmen nennt sich Single Familie und ihre Homepage ist jetzt online. Wir können nur allen Singlefrauen dazu raten mit Gesche Kontakt aufzunehmen, falls man überlegt die Kinderwunschreise ohne Partner anzugehen.

Gesche ist eine herzliche, liebevolle Frau, mit der man sich über alles unterhalten kann – und sie hat den Weg schon hinter sich.

Wir wünschen dir, liebe Gesche ganz viel Glück, und danken dir herzlich für deine Offenheit!

Blogbeitrag verfasst von Line, Kinderwunschkoordinatorin in der Diers Klinik