Liza Diers – Mutter von Spenderkinder
Liza Diers ist die Gründerin der Diers Klinik. Zusammen mit ihrer Frau Lise, hat sie sich selbst in unserer Klinik behandeln lassen. Das Ergebnis: Heute ist sie stolze Mutter von 3 Spenderkindern.
In diesem Blogbeitrag erzählt Liza über ihre Überlegungen und Sorgen auf dem Weg zur Mutterschaft mit Hilfe eines Samenspenders.
Was es bedeutet ein Spenderkind zu bekommen
Als Lise und ich unser erstes Kind haben sollten, waren wir sehr darauf aufmerksam, was unsere Umwelt dazu sagen würde, dass wir ein Spenderkind bekommen.
Damals im Jahr 2006/2007 kannten wir nicht wirklich andere Frauen, die diesen Weg schon gegangen waren. Das war wahrscheinlich der Grund, weshalb es uns so wichtig war, dass unser Umfeld unterstützend war.
Es gab damals Familienmitglieder, die meinten, dass man einem Kind nicht das Wissen vorenthalten dürfte, wer der Vater sei. Es war uns natürlich wichtig, dass wir die richtige Entscheidung für das Kind treffen. Alle Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind.
Wir hatten also viele Überlegungen zum Thema „Vater“, weil die Umwelt versuchte uns eine Meinung unterzuschieben. Und zwar war das die Meinung, dass es nicht ethisch korrekt sei einen Samenspender zu verwenden.
Ein Spenderkind mit einem bekannten Spender bekommen?
Wir fingen an zu untersuchen, ob jemand aus unserem Umfeld dazu bereit wäre mit uns ein Kind zu bekommen. Das hätte also bedeutet, dass wir die Behandlung mit einem bekannten Spender hätten durchführen können. Unser zukünftiges Kind würde dadurch seinen/ihren Vater kennen.
Nach einem „passenden Kandidaten“ zu suchen, konnte manchmal zu einer etwas peinlichen Stimmung führen und es war uns wichtig niemanden unter Druck zu setzen. Es gelang uns aber ein schwules Paar zu finden, die unsere Idee gut fand. Beide waren dazu bereit als Spender zu agieren.
Bevor es aber mit der Behandlung losgehen konnte, mussten wir uns über vieles einig werden. Je mehr wir uns darüber unterhielten, umso deutlicher wurde es, dass dies nicht der richtige Weg für Lise und mich war.
Für andere mag diese Konstellation die richtige sein, aber uns war es wichtig, unsere „eigene“ Familie zu bekommen. Wir wollten es allein, zu zweit, durchziehen. Deswegen haben wir alle Pläne abgebrochen und uns dafür entschieden eine Inseminationsbehandlung mit Samenspende durchzuführen. Da ich selbst eine Klinik gegründet hatte, um gleichgesinnten Frauen zu helfen, konnte die Behandlung natürlich hier in der Diers Klinik erfolgen.
Heute sind wir über diese Entscheidung überglücklich. Ich bin heute stolze Mutter von 3 wundervollen Spenderkindern, und ich kann mir nicht vorstellen die Zeit mit meinen Kindern mit anderen teilen zu müssen.
Thema Samenspender – viele Meinungen
Das Thema „Samenspende“ ist ein Schwieriges Thema. Es wird immer Menschen geben, die eine extreme Haltung haben. Man trifft auch Personen, die glauben, dass sie das Recht haben zu wissen, was für andere die richtige Entscheidung ist.
Besonders die Entscheidung bzgl. einem geschlossenen oder offenen Spender kann viele Meinungen hervorrufen.
Meine Meinung und Erfahrung ist, dass man seinem Herz folgen sollte. Man sollte sich immer die Spenderkategorie aussuchen, was sich für einen selbst richtig anfühlt.
Man muss die Entscheidung verteidigen können, die man trifft. Dies gilt sowohl jetzt als auch in Zukunft und vor allem seinem Kind gegenüber.
In meinen Augen gibt es keine Entscheidung die richtiger ist als eine andere.
Ehrlich gesagt, bin ich aber darüber überrascht, wie wenige Skeptiker wir treffen, und wie wenige wir im Laufe der letzten Jahre getroffen haben.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine reale Skepsis oder Kritik Spenderkindern gegenüber erlebt habe.
Samenspender – eine wichtige Entscheidung
Im Jahr 2006, als wir unser erstes Kind haben sollten, gab es nur wenige offene Spender. Die Möglichkeit bestand, aber die Auswahl war sehr begrenzt.
Ich weiß noch, dass ich es komisch fand nicht zu wissen, mit wem ich rein genetisch gesehen ein Kind haben sollte. Ich habe mir über die Persönlichkeit des Spenders viele Gedanken gemacht. Es hat mir viel bedeutet zu wissen, ob der Spender ein sympathischer Mensch ist.
Ich hatte das Bedürfnis, dass jemand den Menschen gutheißen konnte. Letztendlich würde dieser Mensch eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen.
Meine Erfahrung ist, dass die meisten heutzutage so viel wie möglich wissen möchten und auch gerne die Entscheidung bzgl. dem Samenspender beeinflussen wollen.
Jedoch kann es unterschiedlich sein, welche Informationen einem wichtig sind. Einigen ist ein passendes Aussehen wichtig, andere wiederum legen Wert auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, Interessen oder Talente. Viele haben vor allem ausgeprägte Präferenzen, ob sie einen geschlossenen oder offenen Spender möchten.
Hilfe von der Samenbank
Damals haben Lise und ich in der Samenbank gefragt, wen sie sich als Spender auswählen würden. Zwei Mitarbeiter haben denselben Spender genannt.
Der Spender war zwar ein geschlossener Spender, aber wenn zwei Personen ihn gut fanden, dann mussten wir uns einfach für ihn entscheiden.
Seitdem geht es mir mit dieser Entscheidung bestens und so geht es mir auch heute noch. Er ist der Spender von allen drei Spenderkindern. Lise hat unsere Älteste und unseren Jüngsten auf die Welt gebracht, und ich habe unseren Mittleren geboren.
Tagtäglich bin ich unserem Spender dankbar, dass ich Mutter von unseren Spenderkindern sein darf. Ohne ihn wären es nicht genau die drei Kinder geworden, die wir über alles lieben.
Der Samenspender ist kein Vater
Heutzutage suchen sich viele einen offenen Spender aus. Die Begründung lautet meistens, dass man dem Kind die Möglichkeit nicht vorenthalten möchte, den Spender zu kontaktieren. Es ist mir aber sehr wichtig zu sagen, dass es keine richtige oder falsche Wahl gibt.
Eltern müssen auf ihr Bauchgefühl hören.
Wenn man als lesbisches Paar oder Singlefrau die Entscheidung trifft ein Spenderkind zu bekommen, bekommt man ein Kind, welches keinen Vater haben wird. Dies ist von Anfang an eine Bedingung. Man wird Mutter eines Spenderkindes, aber der Spender wird nicht ein Vater sein.
Auch heterosexuelle Paare, wo der Mann unfruchtbar ist, oder Paare, wo der Vater Transmann ist, bekommen Spenderkinder. Diese Spenderkinder werden einen Vater haben, aber gleichzeitig auch einen Spender.
Wenn man einen offenen Spender hat, kann ein Kind ab 18 Jahren eine Kontaktaufnahme in die Wege leiten. Der Spender verpflichtet sich aber nicht dazu eine Beziehung einzugehen. Es liegt mir daher sehr am Herzen, dass die Spenderkinder dies vorab wissen.
Samenspender = fremder Mann
Wir werden sehen, ob wir die richtige Wahl in Bezug auf unsere Kinder getroffen haben. Allerdings finde ich es überraschend, was für eine kleine Rolle der Spender in unserem Leben spielt. Dies gilt sowohl für uns als auch für andere aus unserem Umfeld, die ebenfalls Mütter von Spenderkindern sind.
Für uns und für unsere Kinder ist der Spender ein fremder, erwachsener Mann. Wir werden ihm für ewig dafür dankbar sein, dass er uns geholfen hat und dass er uns das größte Geschenk dieser Welt gegeben hat. Er ist und wird immer mein persönlicher Superhelt bleiben.
Unnötige Sorgen vorab
Wir hatten uns natürlich vorab überlegt, worüber unsere Spenderkinder sich Gedanken machen könnten. Dies war allerdings komplett unnötig.
Unsere größten Sorgen waren komplett überflüssig. Aber Sachen, worüber wir uns vorab keine Gedanken gemacht hatten, wurden wichtig.
Bzgl. den untenstehende Themen wurden wir überrascht:
- Männliches Vorbild
- Die „richtige“ Mutter
- „Richtig“ über den Samenspender sprechen
Ein männliches Vorbild für Spenderkinder
Sowohl Lise als auch ich waren besorgt, ob dem Kind eine männliche Bezugsperson und ein männliches Vorbild fehlen würde. Unsere Gesellschaft hat uns beigebracht, dass Kinder sowohl eine weibliche als auch eine männliche Bezugsperson brauchen und das wollten wir unserem Kind natürlich nicht vorenthalten.
Deswegen haben wir in unserem Umfeld bereits vorab gefragt, ob jemand dazu bereit wäre, extra viel Zeit mit unseren Kindern zu verbringen.
Schnell hat sich allerdings herausgestellt, dass dies nicht notwendig war. Unsere Kinder haben keinen Wunsch und kein Bedürfnis diesbezüglich gehabt, und sie haben nie danach gefragt.
Deswegen bin ich auch davon überzeugt, dass der Fakt ein Spenderkind zu sein, viel weniger bedeutet, als man sich denkt und als man vielleicht fürchtet. Spenderkinder sind Kinder wie alle andere. Sie brauchen vor allem Liebe – egal ob von Mama und Papa, zwei Mamas, zwei Papas oder von einer Solomutter.
Die „richtige“ Mutter von Spenderkindern
Für uns war es nie wichtig, wer welches Kind auf die Welt gebracht hat. Ich bin Mutter von drei Spenderkindern und dasselbe gilt für Lise.
Allerdings haben wir relativ schnell gemerkt, dass es für andere sehr wichtig ist zu wissen, wer von uns die biologische Mutter von welchen Kindern ist.
Viele Menschen schreiben der Genetik eine große Bedeutung zu. Das heißt auch, dass unsere Tochter Esther öfters gefragt worden ist, wer ihre „richtige Mutter” sei. Eines Tages kam Esther traurig nach Hause und fragte:
„Aber wenn Mama-Lise meine richtige Mutter ist, bist du dann meine falsche Mutter?”
Sie war darüber traurig, dass andere unsere Familie auf eine solche Weise betrachten.
Nach diesem Vorfall haben wir viel darüber geredet, warum sie traurig darüber wurde, und warum es sich nicht richtig anfühlt, wenn Leute solche Fragen stellen.
Familienformen sind bunt und immer mehr Kinder wachsen nicht in einer „Mutter, Vater, Kind“-Familie auf. Dies trägt dazu bei, dass dei Gesellschaft sich ändert und offener wird, welches mich sehr freut. Mittlerweile sind meine Kinder auch so alt und können solche Fragen gut beantworten. Meistens lautet die Antwort etwas ähnliches wie:
„Beides sind meine richtigen Mütter. Falls du aber meinst, wer mit mir schwanger war, war es meine Mutter X”
Über den Samenspender sprechen
Die Sprache ist uns von Tag 1 an wichtig gewesen. Es war uns wichtig unseren Kindern eine Sprache zu vermitteln, wodurch sie kommunizieren konnten, dass sie Spenderkinder sind – und zwar so früh wie möglich.
Dies war uns wichtig, damit sie die Fragen beantworten können, die sie mit der Zeit gestellt bekommen würden.
Darüber hatten wir uns also von Anfang an Gedanken gemacht. Deswegen haben wir auch Kinderbücher gekauft, die wir ihnen vorgelesen haben. Damit haben wir bereits begonnen als sie ganz klein waren und selbst noch gar keine Sprache hatten. Später haben wir dieselben Bücher verwendet, um ein Gespräch über den Spender anzuregen.
In den Kinderbüchern ging es darum, wie Spenderkinder „gemacht” werden. Es wurde erklärt, wie ein Spender sein Sperma gespendet hat, damit sie auf die Welt kommen konnten. Das Thema bezog sich also auf unsere (Spender)Kinder und nicht unbedingt auf den Spender oder um die Vaterrolle.
Unsere Älteste, Esther, ist als kleines Kind öfters gefragt worden: „Wo ist dein Vater?”. Weil sie nicht wusste, wie sie dies beantworten sollte, antwortete sie: „Er ist tot.”
Wir geben gerne zu, dass das ist nicht unbedingt die Antwort war, die wir uns von ihr erhofft hatten. In dem Punkt haben wir unsere Gespräche also nicht so gut hinbekommen, wie man es sich vielleicht hätte wünschen können.
Wie alle anderen Eltern auch, haben wir aber natürlich auch einfach versucht unser Bestes zu tun.
Mutter von Spenderkindern = Alltag und Butterbrote
Lise und ich haben ein großes Umfeld mit Eltern, die Spenderkinder bekommen haben, und alle leben ein ganz normales, „langweiliges“, Familienleben.
Sie unterscheiden sich auf keine Art und Weise von anderen Familien. Ich kenne keine einzige Familie, wo der Fakt ein Spenderkind zu sein, besonders viel bedeutet, oder wo es das Gefühl gibt, dass etwas fehlt.
Es dreht sich irgendwie immer um Butterbrote, wie bei vielen anderen Familien mit Kindern auch – ob durch einen Samenspender oder nicht.
Die Rolle des Samenspenders im Alltag
Natürlich reden wir bei uns zuhause über den Samenspender. Eigentlich bin ich es aber immer, die anfängt darüber zu sprechen, und nicht unsere Kinder.
Ich habe ein paar Mal sein Profil durchgelesen, um zu sehen, ob es zwischen den Kindern und ihm Gleichheiten gibt.
Alle meine drei Spenderkinder lieben es aufzutreten, und wenn es etwas gibt, welches Lise und ich nicht ausstehen können, dann ist es Auftreten. Es ist also schon lustig einige Sachen in dem Spenderprofil zu lesen, die vielleicht genauso mit der Umgebung oder der Zeit, in der wir leben, zusammenhängen könnten.
Bei uns zuhause ist unser Spender immer „Spender“ genannt worden. Das Wort Vater wurde nie angewandt. Für uns hört es sich falsch an, weil unsere Kinder keinen Vater haben. Sie nennen uns Mama und Mama-Lise, und manchmal sagen sie einfach willkürlich Mama. Wenn dann ich reagiere, sind sie genervt und sagen: “Nein, die andere Mama”.
Unendliche Dankbarkeit dem Spender gegenüber
Wenn Lise und ich über unsere Familie und unsere wundervollen Kinder sprechen, sind wir uns sehr darüber bewusst, dass der Spender ein wichtiger Teil unserer Familiengeschichte ist. Nicht als ein Familienmitglied, aber als ein Mensch, der unserer Familie das größte Geschenk aller Zeiten gegeben hat.
In den vielen Sternstunden im Alltag, wo man von Zärtlichkeit und Liebe zu seinen Kindern überwältigt wird, denken wir oft liebevoll an unseren Spender. Er hat uns mit dem Kostbarsten in unserem Leben bereichert, und dafür sind wir ihm unendlich dankbar.
Es ist unglaublich lebensbejahend jeden Tag diese Dankbarkeit zu erleben, die wir von allen Frauen und Familien erfahren, denen wir in der Diers Klinik helfen ein Kind zu bekommen. Ich kann diese Dankbarkeit dem Spender gegenüber nur zu gut nachvollziehen, weil es mir jeden Tag genau so geht.
Eine Mutter von Spenderkindern zu sein ist das Größte Glück auf der Welt.