34 Halbgeschwister durch Samenspende

Samenspender Halbgeschwister

Spenderkinder und ihre Geschwister

Katharina* und ihr Partner waren 2013 in unserer Kinderwunschklinik, um sich mit Spendersamen behandeln zu lassen. Beim vierten Versuch hat es geklappt und sie haben eine wundervolle Tochter, Julia, bekommen.

*Katharina wollte für diesen Artikel anonym verbleiben. Die Namen der Familienmitglieder sind daher erfunden, aber wir kennen die wahre Identität der Familie.

Das Spenderkinder Geschwister haben werden, die sie nicht kennen, ist klar. Für viele Familien mit Spenderkindern ist es aber umso schöner, wenn die Spenderkinder die Möglichkeit bekommen ihre biologischen Halbgeschwister kennenzulernen.

Julia kennt mittlerweile 34 Spenderkinder, die ihre Geschwister sind. 

Das Aufklären

Wie Katharina uns so schön erklärt, gab es nie „den Zeitpunkt, an dem unsere Tochter aufgeklärt wurde“. Das Paar hat immer offen und ehrlich mit Julia darüber gesprochen, dass sie ein Spenderkind ist, weshalb dies immer für sie normal gewesen ist. Es gehört einfach dazu in ihrem Leben.

Für Julia ist daher immer klar gewesen:

„Ich habe einen richtigen Papa und einen Spenderpapa.“

Der Wunsch andere Familien mit Spenderkindern kennen zu lernen

Als Julia geboren wurde, entstand schnell der Wunsch andere Familien kennenzulernen, die sich ebenfalls den Kinderwunsch durch eine Samenspende erfüllt hatten.

„Zuerst kamen wir mit anderen heterosexuellen Familien in Kontakt. Dies war aber recht oberflächlich und als wir anfingen uns für Halbgeschwister zu interessieren und Kontakte aufzubauen, stieß dies nicht unbedingt auf Verständnis. „So weit“ wollten die anderen nicht gehen.“

Die anderen Familien waren meist der Meinung, dass die Spenderkinder erst als Erwachsene die Möglichkeit haben sollten sich dafür oder dagegen zu entscheiden und sich dann ggf. auf die Suche zu machen.

Schnell haben Katharina und ihr Partner nach anderen Familien geschaut. Dabei wurde klar, dass der Wunsch nach Kontakt zu Halbgeschwistern bei Familien mit zwei Müttern oder Solomüttern sehr viel stärker vertreten war.

Erfahrungen von anderen Spenderkindern

Bevor Katharina sich entschieden hat Kontakt zu anderen aufzunehmen, war es ihr vor allem wichtig die Meinung von Spenderkindern miteinzubeziehen.

Daher hat sie ein Netzwerk an Kontakten aufgebaut und vor allem auch erwachsene Spenderkinder gefragt, wie ihre Meinung sei.

Denn nur sie können die Sicht der Kinder authentisch beschreiben“.

Dabei ist vor allem klar geworden:

Sei deinem Kind gegenüber immer offen und ehrlich und beantworte alle Fragen“.

Außerdem lautete die Empfehlung eindeutig, dass man als Eltern bereits während das Kind jung ist, den Kontakt zu Spenderkinder-Geschwistern suchen sollte.

Genau so haben es Katharina und ihr Mann gemacht und an dieser Strategie halten sie weiterhin fest.

Der Kontakt zu anderen Familien mit Spenderkindern

Katharina und ihr Partner haben andere Familien auf verschiedene Art und Weisen gefunden. Sie sind bei MyDonorFamily angemeldet, und bei Donor Siblings Registry und Facebook-Gruppen registriert, wie auch bei diversen DNA-Register.

Darüber hinaus gab es auch witzige Situationen, wo Freunde zufällig Bekannte hatten, die vom selben Samenspender Kinder hatten.

Schon bei der ersten Begegnung mit Zwillingen aus Dänemark, war für die Eltern klar, dass zwischen den Spendergeschwistern eine ganz besondere Verbindung herrscht:

„Es war von Anfang an eine tolle Verbindung – als ob man sich schon lange kennen würde und sich der Verbindung bewusst ist.“

Katharina findet es bereichernd zu sehen, wie die Kinder miteinander aufwachsen und auf dem Weg einen Teil von sich selbst finden:

„Es wäre doch schade, wenn sie sich erst als Erwachsene finden und dann so viel nachzuholen hätten“.

Katharina hat mittlerweile eine WhatsApp Gruppe kreiert, damit alle „Familienmitglieder“ den Kontakt aufrechterhalten können.

„Inzwischen haben wir 34 Kinder in unserer großen „Familie“ – aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Deutschland, Israel und Australien“

Der Kontakt zu anderen Familien und den Spenderkindern ist vor allem für Julia ganz toll. Aber auch Katharina erzählt uns, dass dadurch auch für sie wunderbare Freundschaften entstanden sind. Die Familie war u.a. bereits in Israel, und haben dort zwei Wochen mit Halbgeschwister-Familien verbracht.

Rat an andere Spenderfamilien auf der Suche nach Geschwistern

Weil Katharina und ihr Partner die Erfahrung gemacht haben, dass heterosexuelle Paare mit Spenderkindern nicht so offen gegenüber dem Kontakt zu anderen Spenderkindern sind, würde Katharina sich sehr wünschen, dass sich dies ändert.

Generell würde sie sich für zukünftige Eltern von Spenderkindern viel mehr Infos und Offenheit zum Thema wünschen, als sie und ihr Partner es erlebt haben.

Als Abschluss möchte Katharina nur eins an Familien mit Spenderkindern weiterleiten:

„All das ist ein Geschenk, eine große Bereicherung – wenn man nur bereit ist es anzunehmen“

 

Blogbeitrag verfasst von Line, Kinderwunschkoordinatorin in Zusammenarbeit mit Katharina