Johannas Kinderwunsch – Aufgeben ist keine Option
Hallo, wir sind Johanna und Alex. Unsere Namen sind eigentlich ein bisschen anders, aber mein Partner und ich haben uns darauf geeinigt, dass unser Sohn selbst entscheiden darf, wer von seiner Herkunft wissen soll und wer nicht.
Wir möchten trotzdem von uns erzählen, denn wenn es nur eine Frau gibt, die sich ermutigt fühlt, dann hat es sich schon gelohnt, unsere Geschichte aufzuschreiben.
Ich selbst (Johanna) bin inzwischen 42 Jahre alt, komme aus Deutschland und arbeite seit vielen Jahren im internationalen medizinischen Kundenservice. Ich liebe den Kontakt mit Leuten, die anders sind als ich und ich lerne sehr gerne über andere Menschen, Sprachen, Kulturen etc. dazu. In meiner Freizeit gehe ich total gerne auf Konzerte und Flohmärkte, bin aber auch sehr gerne einfach daheim auf der Couch und schaue den ganzen Tag Fußball im Fernsehen.
Mutter werden – ohne Kind
Mein Kinderwunsch war eigentlich schon immer da, wurde in meinen Zwanzigern nach meiner Hochzeit aber konkret. Da ich nach Depressionen und einer Essstörung massives Übergewicht hatte, entschied ich mich jedoch zuerst für den Magenbypass. Nach dieser Operation habe ich 40 Kilo abgenommen und ich wurde sehr schnell schwanger.
Leider hatten wir aber kein Glück, denn ich habe das Kind sehr früh verloren, noch vor dem ersten Herzschlag. Nie werde ich das Gefühl vergessen, dass mir bis heute ein mulmiges Gefühl gibt, sobald ich einen Ultraschallmonitor sehe. Es war einfach nicht mehr da. Der Bildschirm war leer.
In diesem Moment hat sich mein Leben geändert. Ich war eine Mutter geworden. Ohne Kind. Und so fühlte sich mein Leben danach an.
Meine Ehe ging kaputt, ich musste erneut in eine therapeutische Einrichtung, und ich verliebte mich in jemanden, mit dem ich keine leiblichen Kinder haben konnte.
Nach Monaten und Jahren, in denen ich bei Windelwerbung zu weinen begann, mich für niemanden, der schwanger wurde, freuen konnte, und mich auf einem Kindergeburtstag in der Toilette einschloss, beschlossen mein Partner und ich, dass es so nicht weitergehen könnte.
Da wir aber unbedingt zusammen bleiben wollten, musste eine alternative Lösung her.
Kinderwunschbehandlung in Dänemark
Ich hörte von der Möglichkeit, sich in Dänemark mit Spendersamen befruchten zu lassen. Zu meiner späteren Frustration landete ich aber erstmal auf der Webseite einer Klinik, an deren BMI-Vorgabe ich scheiterte. Da hatte ich schon 50 Kilo abgenommen und obwohl ich körperlich dazu fähig war, ein Kind zu zeugen, sagte eine Zahl mir, dass ich diesen Weg nicht gehen durfte.
Hätte ich an diesem Punkt gewusst, dass es in Dänemark noch eine Klinik gibt, die mich nicht auf mein Gewicht oder Alter reduziert, wäre diese Geschichte hier zu Ende und hätte ich 2024 ein Schulkind. Aber es kam anders.
Alternative Co-Parenting oder private Spende
Völlig konsterniert überlegten wir nach Alternativen. Uns gefiel der Gedanke des Co-Parenting. Ich meldete mich auf einer Plattform an, schrieb mit Männern, um nach über einem Jahr festzustellen, dass ich hier nicht fündig werden würde.
Ich suchte in meinem Freundeskreis weiter und vertraute mich Leuten an, was nicht nur positive, sondern teils auch sehr anmaßende und übergriffige Reaktionen hervorrief. Darum war dies leider auch sehr schnell abgehakt.
Ich wollte das nie, aber ich ging auf die Suche nach einer privaten Samenspende. Und ich sag es euch, ich habe im Internet schon viel erlebt, aber eine solche Masse widerlicher Menschen habe ich nie wieder erleben müssen.
Dennoch hatte ich zwei private Samenspenden. Und ja, es ist genauso seltsam, wie man es sich vorstellt. Die erste Spende war mit Sicherheit einer der surrealsten Momente meines Lebens. Ich lag auf einem Hotelbett, eine leere Spritze in der einen Hand, das Handy in der anderen, um meine Freundinnen zu informieren, wie absurd gerade alles ist. Ich sagte zu meinem zukünftigen Kind: „Schau doch, was ich alles für Dich tu, bitte komm doch endlich!!“. Aber es kam nicht.
Die zweite private Samenspende kam über eine gemeinsame Freundin zustande. Er war der Erste, der sagte, er will das machen, um zu helfen. Es fühlte sich alles super und richtig an. Bis seine Partnerin nach 3 Versuchen nicht mehr damit einverstanden war.
Der Weg in die Diers Klinik
Dieser Abschnitt beschreibt in wenigen Zeilen Jahre voller Hoffnung, Trauer, Angst, Tränen, bis zur Kapitulation. Und dann sagte eine Freundin, ich solle doch nochmal in Dänemark schauen, ein lesbisches Pärchen in ihrem Bekanntenkreis sei gerade Eltern geworden.
Ich weiß nicht warum, aber diesmal landete ich auf der Seite von Diers. Und ich traute meinen Augen kaum, es gab keine BMI-Beschränkung bei der IUI-Behandlung.
Ich habe schnell einen Beratungstermin per Telefon ausgemacht, das war im Dezember 2021. Das Gespräch war so positiv und hat mich überzeugt: dann mache ich das so.
Dann gebe ich eben das Geld aus, dann reise ich halt 10 Stunden, aber bin von absolut niemandem abhängig, niemand hat mir mehr etwas zu sagen. Ich musste einige ärztliche Nachweise vorlegen, was ich auch richtig finde, aber nie, weder am Telefon noch bei meinen vielen Besuchen, hat mich irgendjemand auf mein Gewicht oder mein Alter reduziert. Und allein das war jeden Cent wert.
Der erste Versuch
Als erstes war ich überrascht, wie einfach und familiär es bei Diers war. Überhaupt kein „Klinik“ Gefühl. Im Vorfeld hatte ich mir einen Spender ausgesucht, dann bekam ich einen Ultraschall und es ging los. Jeder Schritt wurde mir verständlich und deutlich erklärt.
Nach dem Versuch lag ich auf der Liege, im Hintergrund sang Adele, mir liefen die Tränen herunter (Danke Adele) und ich fragte mein Kind wieder, wann es denn endlich kommt, ich tue doch so, so viel dafür. Das war im Februar oder März ’22.
Ja, es ging wirklich schnell nach dem Infogespräch, aber es fühlte sich alles richtig an. Ich fühlte mich hoffnungsvoll und dankbar, vor allem, als ich beim Abschied ein Goodie Bag mit Wasser, Süßigkeiten, einem Schwangerschaftstest und einer lieben Karte bekommen hatte. Das fand ich einfach wahnsinnig nett!
Der positive Schwangerschaftstest – ich kann das
Im Sommer ’22 hatte ich einen positiven Schwangerschaftstest, aber es entwickelte sich nichts. Und dennoch, diesmal wusste ich sicher: Mein Körper kann das!!!
In der Zwischenzeit hatte ich noch meinen Frauenarzt ins Boot geholt, der jeden Monat schaute, ob und wie viele Eizellen sich gebildet haben. Er hat mich immer bekräftigt und gesagt, ich solle nicht aufhören, zu probieren.
Aufgeben war keine Option mehr, ich habe den Frust, die Angst und die Trauer Monat für Monat ausgehalten. Ich habe mich wieder hoch gekämpft, ich habe mir Geld geliehen, weil meins nicht mehr gereicht hat. Meine Freundinnen und ein paar Freunde, mein Partner, meine Ärzte, sie standen mir zur Seite, egal wie mutlos und kraftlos ich war.
13 Versuche voller Höhen und Tiefe
Ich habe 13 Versuche gebraucht. 14 Mal war ich in Dänemark. Es gab viele Probleme bei den Reisen (Flug verpasst, Unwetter, Messerattentat im Zug vor mir), es gab viele Probleme mit meinem Körper (Eierstöcke waren schwer zu lokalisieren beim Ultraschall, Eizellen waren da aber es kam nicht zum Eisprung, einmal waren sogar gar keine Eizellen da) oder bei den Übernachtungen (Geldbeutel geklaut, unschöne Hotelzimmer).
Es hat mich wahnsinnig viele Nerven gekostet. Ich weinte im Hotel, im Bus, im Flugzeug. Mein Leben bestand aus Intervallen von zwei Wochen. Eisprungtest, Reise zu Diers, Schwangerschaftstest. Und immer wieder warten. Und so gingen die Monate vorbei.
Kritiker sagten mir, Diers und die Männer machen das natürlich auch alles nicht umsonst und machen ein Geschäft mit dem Kinderwunsch von Frauen und vielleicht bekommt man manchmal gar keinen Samen injiziert, so dass man öfter kommen muss.
Dazu kann ich nur sagen: Jeder, der einmal hier war, wird das verneinen können. Ja, ich bezahle. Für eine Dienstleistung, durchgeführt von professionellem, gut ausgebildetem und empathischem Personal, dass mich nie dazu gedrängt hat, wieder zu kommen. Aber ich kam immer wieder. Aufgeben war keine Option.
Es hat geklappt!
Es war August 2023. Der Spender, den ich mir ausgesucht hatte, war nicht mehr verfügbar für mich, nur noch für Geschwisterkinder. Auch das noch, dachte ich. Ich musste also erneut auf die Suche gehen. Dank der großen Auswahl wurde ich auch fündig, aber es fühlte sich wie ein weiterer Stein auf dem Berg voller Probleme an.
Im September 2023 habe ich dann gar keinen Schwangerschaftstest machen wollen. Wo ich sonst immer Frühtests gemacht habe, sobald es möglich war, war ich inzwischen müde geworden. Ich habe nur einen Test gemacht, weil ich so viele aus meinen Diers Goodie Bags im Bad liegen hatte.
Und da war auf einmal ein Strich. Ich habe schnell ein Foto gemacht und Freunden geschickt. Ist das wirklich ein zweiter Strich? Wir haben uns nicht getraut, uns zu freuen.
Aber als ich das erste Mal sein Herz schlagen sah auf dem Ultraschall-Monitor, da weinte ich ganz furchtbar. Die ersten drei Monate waren so voller Angst, wir wollten so sehr, dass es bei uns bleibt. Aber es blieb. Es war gesund und es wurde ein Junge. Wir hatten eine sehr schöne Schwangerschaft.
Unser Sohn ist da
Unsere Geburt war furchtbar. Ich hatte sehr große Schmerzen, unser Sohn hatte die Nabelschnur um den Hals, es kam zum Not-Kaiserschnitt und er kam erst einmal auf die Intensivstation, musste kurzzeitig beatmet werden und als ich ihn das erste Mal sah hatte er einen Schlauch in der Nase und Nadeln im ganzen Körper. Aber er war da.
Es wäre um ein Haar so furchtbar schief gegangen, aber er war da. Ich musste noch wochenlang im Krankenhaus bleiben aufgrund einer Wundheilungsstörung und wurde dort 6 mal operiert, aber mein Partner hat sich so fantastisch um ihn gekümmert.
Auch, wenn die psychische Belastung für alle sehr hoch war, die beiden haben das so toll gemacht und nun können wir endlich eine ganz normale Familie sein.
Seinen Kinderwagen zu schieben ist jedes Mal ein Privileg und mein Freund sagt, ich strahle vor Glück und Stolz, wenn ich mit ihm unterwegs bin.
Alle Kinder sind kleine Wunder. Es ist unglaublich, wie der weibliche Körper imstande ist, einen Menschen zu erschaffen. Aber dass unser Sohn bei uns ist, nach all den Jahren, all den Tränen, all den Enttäuschungen und einer Geburt, bei der alles hätte vergebens sein können, das ist für uns das wirklich wahre Wunder. Und ohne Diers wäre uns das für immer verwehrt gewesen. Ohne Diers wäre ich für immer eine Mutter ohne Kind.
Vielen Dank fürs Lesen meiner sehr langen Geschichte. Lustigerweise war dies nur die Kurzfassung meiner eigentlich noch viel längeren Geschichte. Meinen Sohn gibt es nur, weil ich über eine Dekade lang nicht akzeptieren wollte, niemandes Mama sein zu dürfen. Ich wünsche jeder Frau, die, mit welchem Hintergrund auch immer, auf der Diers Webseite gelandet ist, viel Kraft und Erfolg, und dass ihre Geschichte schneller zum Happy End kommt, als meine. Von Herzen alles Gute.
Blogbeitrag verfasst von Johanna, Klientin der Diers Klinik und stolze Mama